




Heute Morgen müssen wir uns erst durch den Stauverkehr in der Stadt bewegen, bevor wir nach fast 2 Stunden Fahrt vom Hotel in der Schule landen. Was für ein Verkehr, von rechts und links, übervolle Busse, Taxi's, Auto's und Pick Up's fahren durcheinander, und ganz eng aneinander vorbei, daneben Trikscha's, es wird heftig gehupt und die Menschen überqueren zwischen den Auto's hindurch die Straße. Aber, das fällt mir immer wieder auf, die Menschen sind gelassen im Straßenverkehr, wie eigentlich fast in jeder Situation, kaum einer regt sich mal auf. Und ich habe bisher nur einen Unfall gesehen, in den 5 Mal, die ich jetzt schon in Yangon war.
Diese Schule ist die Größte, die Stiftunglife bisher unterstützt hat. Sie ist eine Middle School von Grade 1-9. Insgesamt sind über 1700 Kinder aus den anliegenden Stadtteilen hier untergebracht. Sie besteht aus verschiedenen Gebäuden, worunter sich auch Europa 1 und 2 befinden. Es sind Klassengrössen von über 60 Kindern. Sie sitzen in den Schulbänken, die normalerweise für 3 Kinder gemacht sind, meist zu viert, dicht aneinander gedrängt. Und Schulbank an Schulbank. Es herrscht hier Disziplin, die Kinder haben großen Respekt vor den Lehrern. Als ich ein Klassenzimmer betrete,werde ich mit dem üblichen gemeinsamen Morgengruss, der normalerweise einem Lehrer gilt, Arme übereinander geschränkt und stehend, begrüßt.
Das gesamte Bild der Schule ist sehr gut. Sauber, man könnte hier fast vom Fussboden essen! Das Lehrergremium achtet sehr viel auf Gesundheit und Hygiene der Kinder. Letztes Jahr hat die Schule an einem Hände-Wasch-Wettbewerb vom Schulbezirk Yangon teilgenommen. Von 46 teilnehmenden Schulen wurden sie Dritte! Glückwunsch, ein sehr großer Erfolg! Für mich ist die Europa Schule jedoch die Beste, denn was ich hier sehe, ist für mich bisher unübertroffen!
Hier gibt es eine chemische Trinkwasserinstallation, diese wird zur Hälfte von einem berühmten Burmesischen Mönch bezahlt, die andere Hälfte durch die Schule selbst. Alle Kinder haben sauberes Trinkwasser!
Leider gibt hier nur je 4 Toiletten für Jungs und für Mädchen, und das bei 850 Kindern in 2 Schichten! Die eine Hälfte der Kinder geht morgens in die Schule, die andere am Nachmittag. Eine Handwaschstation in diesem Sinne gibt es auch nicht, Hände werden an großen Eimern gewaschen. Die Toiletten sind in einem miserablen, schlechten baulichen Zustand, die Holztüren kaputt, aber trotzdem werden sie gepflegt und manch eine Schule könnte sich hier ein Vorbild nehmen! Die Kinder selbst putzen sie täglich! Der größte Wunsch im Moment ist dann auch, diese Toiletten durch neue zu ersetzen! Das kann ich nur zu gut verstehen! Die beiden septischen Tanks sollten dann bei dieser Gelegenheit auch erneuert werden! Ich könnte mir vorstellen, dass nach Abriss der alten Toiletten wahrscheinlich der Platz besser genutzt werden könnte, so dass es mehr Toiletten werden könnten für so viele Kinder. Und dann gibt es vielleicht auch noch Platz für eine Handwaschstation, das hätten sie hier sehr verdient!
Das Europa Gebäude 1 ist ein einstöckiges Gebäude, das damals, vor 4 Jahren, einen neuen Anstrich bekommen hat. Jetzt allerdings bröckelt der Zement von den Mauern. Das kommt durch die Hitze und Feuchtigkeit hier. Die Wände sollten ganz dringend gemacht werden: der Putz heruntergeschlagen und dann neu verputzt und gestrichen. Es handelt sich dabei um 5 Klassenzimmer. Von der Substanz her scheint das Gebäude weiter in gutem Zustand zu sein. Die Schulleiterin bemängelt sonst nichts am Gebäude.
Das Europa Gebäude 2 ist ein 2 stöckiges Gebäude, das vor etwas mehr als 4 Jahren neu gebaut wurde. Es ist sehr gut in Schuss, es wurde damals hochwertiges Material verwendet. Der Holzfussboden ist wunderschön, dunkelrotbraun, genau so wie die Treppe. Würde mich nicht wundern, wenn es Teakholz wäre! Hier scheint wohl Deutsche Gründlichkeit am Werk gewesen zu sein! Aber was passiert langsam? Die Fussböden in den 4 Klassenzimmern im 1. Stock senken sich in der Mitte der Räume ab. Das kommt durch das hohe Gewicht! Pro Klassenzimmer über 60 Kinder, das macht rund 240 Kinder im Alter von 14-15 Jahren! Und dazu die hölzernen Schulbänke, kein Wunder! Die Lehrer haben Angst, dass die Decke irgendwann einstürzen könnte. Nun wird das nicht so schnell gehen, aber vorbeugen ist vielleicht besser!
Im unteren Stock werden die Kinder von Grade 6 unterrichtet, da sind die Klassen etwas kleiner. Ich frage sie, warum sie die Klassen nicht austauschen, die jüngeren, leichteren Kinder oben? Daran hat man schon mal gedacht, aber sie finden es zu gefährlich, da die Kinder verspielter sind und sie haben Angst, dass ein Unfall passieren könnte. Trotzdem kommen sie später auf meinen Vorschlag zurück: vielleicht kann man ja einen Draht um die Galerien spannen, so dass die Unfallgefahr verkleinert wird? Das sieht zwar nicht so schön aus, wäre aber effektiv.
Während unseres Gespräches ertönt plötzlich aus einem Cassettenrekorder hinter mir ohrenbetäubende Musik! Wir verstehen unser eigenes Wort nicht mehr! Die Kinder sollen animiert werden, wenn sie von der Schule nach Hause gehen. Alle singen lauthals mit. Als das Lied vorbei ist strömen Hunderte Kinder durch das Schultor nach draußen.
Das größte Problem der Schule ist eigentlich, dass sie die Klassen verkleinern sollte. Dazu bräuchte sie jedoch 2 neue Schulgebäude. Eines wurde beim Ministerium beantragt und ist inzwischen auch genehmigt, es wird auf das letzte unterschriebene Papier gewartet. Dann sollte noch ein 2. Gebäude kommen, dessen Kostenschätzung sich auf ca. 700 Lek beläuft, also ca. 56.000 €( Kostenvoranschlag wurde vor 3 Jahren gemacht, das dürfte wohl nicht mehr ausreichend sein). Ein beachtlicher Betrag, der erst einmal zusammen getragen werden muss. Es gibt ein sehr aktives Schulkomitee, das hilft, wo es kann, auch finanziell, aber so etwas kann die Schule nicht alleine stemmen!
Gut, dass wir wieder hier waren, die Lehrerinnen haben sich sehr gefreut und haben uns bereitwillig Auskunft gegeben. Wir haben ihnen auch erklärt, dass wir ihre Situation sehr gut verstehen können und dass wir uns auch gerne dafür einsetzen wollen, dass ihnen geholfen wird. Sie verstehen auch, dass wir dabei auf die Hilfe und Unterstützung anderer Menschen angewiesen sind. Wir hoffen, dass wir der Schule bald, wenn vielleicht auch nur eine teilweise Unterstützung anbieten dürfen.
In der Zusammenfassung bräuchte die Schule dringend Hilfe und zwar bei folgenden Projekten: (wobei die Lehrerinnen selbst angegeben haben, was ihnen das Wichtigste ist)
1.Neue Toiletten mit septischen Tanks
2.Gitter um die Galerien der Europa 2 Schule, so dass die jüngeren Kinder nach oben umziehen können.
3.Neuen Putz auf die Wände der Europa 1
4.Ein neues 2 stöckiges Gebäude. Geschätzte Kosten ca.56.000€
Die Kostenvoranschläge für die Punkte 1-3 werden uns noch mitgeteilt, die müssen erst noch aufgestellt werden. ub